Schattenwelten – Fotografieren im Wald

Wasserfall Rotache Fahrni

Tipps zum Fotografieren im Wald

Ob an murmelnden Bächen, kleinen Wasserfällen oder in tiefen Schluchten: Der Wald bietet, selbst bei schlechtem Wetter und zu allen Jahreszeiten, eine Fülle spannender Fotomotive. Im Frühjahr sorgt das frisch spriessende Laub der Bäume für helle Lichttupfer, im Sommer lassen sich viele Vögel und Schmetterlinge beobachten, im Herbst entflammt sich im Laubwald ein feuriges Farbenmeer – und im Winter sorgen Nebelschwaden für mystische Stimmungen.

Ich habe den Wald schon immer geliebt: Denn jeder Wald hat seine eigenen Geheimnisse. Jeder Wald bietet seine ökologischen Nischen, die sich der menschlichen Zivilisation bis zu einem gewissen Grad entziehen. Und mancherorts, ist der Wald die letzte Zuflucht ursprünglicher Natur.

In diesem Beitrag zeige ich Dir alles, was es zum Fotografieren im Wald braucht und welche Motive Du finden kannst.

Areuse Schlucht fotografiert mit Tilt-Shift-Objektiv.
Die Areuse Schlucht, fotografiert mit einem 24mm Tilt Shift Objektiv.

Was musst Du beim Fotografieren im Wald beachten?

Das Fotografieren im Wald stellt Dich als Naturfotograf vor einige Herausforderungen:

  1. Lichtkontrast: Im Wald bist Du mit erheblichen Kontrastunterschieden konfrontiert. Das erfordert ein sehr sorgfältiges Belichten Deiner Bilder. Eine grosse Hilfe zum Beurteilen Deiner Aufnahmen ist das Histogramm, das Du bei fast allen neueren Kameras einsehen kannst. Ist der Wellenberg auf der linken Seite des Histogramms abgeschnitten, dann hast Du stark unterbelichtete Schatten, die Du nicht mehr genügend aufhellen kannst. Ist der Wellenberg auf der rechten Histogramm Seite abgeschnitten, dann hast Du stark überbelichtete Lichter. Das wird im Bild zu ausgefressenen Stellen führen, die Du bei der Bildbearbeitung nicht mehr zurücknehmen kannst. Nicht immer werden Dir beim Fotografieren im Wald zu 100% korrekt belichtete Bilder gelingen. Versuch es in diesem Fall mit Belichtungsreihen.
  2. Lichtmangel: Fast immer wirst Du im Wald mit einem spärlichen Angebot an Licht zurecht kommen müssen. Auch wenn moderne Kameras mittlerweile sehr lichtempfindliche Sensoren haben und auch bei hohen ISO-Werten ein geringes Bildrauschen erzeugen: In vielen Situationen wirst Du beim Fotografieren im Wald trotzdem nicht auf ein Stativ verzichten können. Ausserdem gibt Dir das Stativ beim Organisieren der Bildkomposition mehr Ruhe.
  3. Bekleidung und Kameraschutz: Es mag etwas befremdlich klingen, wenn ich Dich zum Thema Fotografieren im Wald auf die Bekleidung aufmerksam mache. Trotzdem: Du traversierst mit Deinem Fotoequipment Bäche, Hänge mit rutschigem Laub, Nasse Steine und morastiges Terrain. Gutes Schuhwerk ist hier das Nonplusultra! Und auch mit sehr gutem Schuhwerk kann es Dir immer noch passieren, dass Du irgendwo ausrutschst und hinfällst. Deshalb ist auch ein guter Kameraschutz unverzichtbar. Ich selber benutze einen gut gepolsterten Fotorucksack, auf dem ich mein Stativ mit geringem Aufwand befestigen kann. So habe ich bei Bedarf immer freie Hände – und blitzschnellen Zugriff auf mein Equipment.
Hochauflösende Kameras verlangen nach immer besser gerechneten Objektiven. Das Canon TS-E 24mm f/3.5L II löst hervorragend auf und wird wohl auch mit der neuen Canon EOS 5ds zusammen harmonieren.

AREUSE SCHLUCHT – BILDERGALERIE

Einer meiner liebsten Orte zum Fotografieren im Wald ist die Areuse Schlucht. Hier geht es zur Bildergalerie…

Fotoausrüstung zum Fotografieren im Wald:

Kamera:

Natürlich kannst Du auch mit kostengünstigen Kameras schöne Waldbilder fotografieren. Wichtig ist vor allem, dass die Kamera Funktionen wie Zeitautomatik (A oder AV), Blendenautomatik (T oder TV), sowie Manuelle (M) Einstellungsmöglichkeiten bietet.

Das bieten heute schon die meisten Kompaktkameras an. Allerdings sind die Funktionen bei diesen Kameras manchmal nicht ganz so ergonomisch zugänglich, wie das bei den meisten Systemkameras der Fall ist. Ein weiterer Nachteil vieler Kompaktkameras, ist die zum Teil eher geringe Lichtstärke ihrer Objektive.

Komfortabler und flexibler sind hier Systemkameras: Die meisten Systemkameras sind vom ergonomischen Standpunkt her gut durchdacht und sie verfügen meist auch über grössere Kamerasensoren. Diese kommen wiederum besser mit schlechten Lichtverhältnissen – wie sie im Wald anzutreffen sind – zurecht. Dabei gilt grundsätzlich: Je grösser der Sensor, desto besser die Bildqualität.

Objektive:

Bist Du im Besitz einer Systemkamera, hast Du oft die Auswahl zwischen einer Fülle verschiedener Wechselobjektive. Bezüglich des Brennweitenbereichs nutze ich zum Fotografieren im Wald alles zwischen Superweitwinkel bis zum Telebereich. Auch Makroobjektive habe ich im Einsatz. Um Dir eine Idee zu vermitteln, welche Objektive man im Wald einsetzen kann, zähle ich kurz meine Objektive und ihr Einsatzgebiet im Wald auf. Für den Fall, dass Du eine APS-C Kamera verwendest, habe ich jeweils den Brennweitenbereich in Klammern dahinter gesetzt (Brennweite / 1.6). Möchtest Du also ein APS-C Objektiv kaufen, das dem jeweiligen Brennweitenwert entspricht, dann wäre das ein Richtwert. Umgekehrt, wenn Du ein Vollformat Objektiv an einer APS-C Kamera verwendest, dann ist die jeweilige Brennweite um Faktor 1.6 länger.

Superweitwinkel Objektive im Wald:

  1. Canon EF 16-35mm f/2.8 L III (Entspricht einer APS-C Brennweite von ca. 10-22mm): Dieses Objektiv habe ich im Wald immer dabei. Es ist mit f/2.8 relativ lichtstark und der Brennweitenbereich von 16-35mm lässt sich im Wald vielseitig nutzen. Sehr gerne verwende ich dieses Objektiv auch in engen Waldschluchten oder zum Fotografieren von Bächen, weil dieser Brennweitenbereich sehr viel Raumtiefe gibt.
  2. Canon TS-E 24mm f/3.5L: Dieses Tilt Shift Objektiv wird normalerweise besonders in der Architekturfotografie verwendet um stürzende Linien zu vermeiden. Ich nutze es aber auch gerne im Wald, um mit der Verschiebung der Schärfeebene, die Schärfe auszudehnen- oder eben zu verkleinern, um den Fokus zu Konzentrieren. (Für den Normalanwender weniger zu empfehlen).

Lichtstarke Festbrennweiten im moderaten Weitwinkel – Normal- Telebereich:

  1. Sigma 35mm F1,4 DG HSM | Art (Entspricht einer APS-C Brennweite von 22mm): Dieses Objektiv ist superscharf und super lichtstark. In den Wald nehme ich es aus Platz- und Gewichtgründen nur selten – und wenn, dann gezielt, mit. Meist verwende ich es im Wald bei Offenblende, um einen klaren Fokus zu setzen und das Motiv freizustellen.
  2. Zeiss Makro-Planar 50mm f/2 (APS-C 32mm): 50mm Normalbrennweite mit einem Makro-Abbildungsmassstab von bis zu 1:2. Ob als Makroobjektiv oder als Landschaftsobjektiv: diese Festbrennweite habe ich immer dabei. Ich mag die Schärfe und das Farbrendering dieses Objektivs.
  3. Canon EF 85mm f/1.2L II USM (APS-C 53mm): Na ja, als extrem lichtstarke Portrait-Festbrennweite im Wald wohl eher ein Exot. ;-) Trotzdem, Du darfst lachen, renne ich mit diesem schweren Objektiv regelmässig auch im Wald herum. Der Grund, dieses schwierig zu fokussierende Objektiv mitzunehmen, ist sein wunderschönes Bokeh (so nennt sich der Bildeindruck im Unschärfebereich).
  4. Canon EF 100mm f/2.8L Macro IS USM (APS-C 63mm): Makroobjektiv mit Bildstabilisator. Verwende ich im Wald vor allem zum Fotografieren von Pflanzen.

Teleobjektiv für den Wald:

  1. Canon EF 100-400mm 1:4,5-5,6L IS II USM (APS-C 63-250mm) Die Vorteile dieses Telezoomobjektivs sind seine ausgezeichnete Schärfe und der relativ grosse mögliche Abbildungsmassstab, sowie der hervorragende Bildstabilisator. Zum Fotografieren von Säugetieren als auch Waldschmetterlingen und allen anderen Tieren mit grosser Fluchtdistanz, eine gute Wahl.

Weiteres nützliches Zubehör für das Fotografieren im Wald:

  1. Stativ: So leicht und so stabil als möglich
  2. Kugelkopf oder ähnliches: Mit Schnellwechselplatte
  3. Kameratasche / Rucksack: Mit möglichst schnellem Zugang und möglichst bestmöglicher Polsterung
  4. Neutraldichtefilter: Zum Fotografieren von Fliessgewässern usw. im Wald.
Schmetterlinge im Wald: Der Grosse Eisvogel ist einer der seltensten Waldtagfalter Europas

DER GROSSE EISVOGEL

Das könnte Dich auch interessieren: Hier geht es zu meinem Beitrag über die Eisvögel (Schmetterlinge). Diese drei Waldtagfalter gehören zu den seltensten Schmetterlingen Europas.

Die beste Tageszeit um Wälder und Schluchten zu fotografieren

Die Frage nach der besten Tageszeit um Wälder und Schluchten zu fotografieren lässt sich nicht pauschal  beantworten. Eine tiefstehende Abendsonne, die ihr letztes warmes Licht zwischen den Baumstämme und durch das Blattwerk hindurchschickt, kann selbstverständlich auch im Wald sehr reizvoll sein.

Andererseits sind für die Waldfotografie aber gerade jene Stunden besonders günstig, die unter Fotografen oft kategorisch als ungünstig betrachtet werden: Es sind die Stunden um den Mittag in denen die Sonne ihren Höchststand erreicht hat. Während dieser Tageszeit ist das Licht in Wäldern und bewaldeten Schluchten ausgewogener und die Kontraste nicht gar so hoch. Das Blattwerk der Bäume wirkt wie ein Diffusor, so dass das Licht gestreut wird. Bewölkter Himmel verringert harte Kontraste zusätzlich und unterstützt so eine ausgewogene Belichtung der Waldbilder.

Auch regnerische Tage sind für das fotografieren in Schluchten und Wäldern gut geeignet: Nasses Laub, nasse Erde und nasse Steine erscheinen in gesättigteren Farben und lassen die Bilder brillanter erscheinen.

Die imposante Areuse Schlucht mit ihren steilen Felswänden.
In der Areuse Schlucht finden Naturfotografen viele Motive

Fotomotive in Wäldern und Schluchten:

Wasserläufe und Wasserfälle

Schattige Wälder und Schluchten bieten eine Vielzahl interessanter Fotomotive. Auch ein kleiner Wasserlauf im Wald kann interessant und auf unterschiedlichste Arten ins Bild gesetzt werden. Die Lebendigkeit fliessender Gewässer lässt sich gestalterisch mit vielseitigen Mitteln festhalten: Mittels eines Graufilters lassen sich die Belichtungszeiten so weit erhöhen, dass fliessende Gewässer samtig verwischt erscheinen. 

Wer keinen Graufilter besitzt hat übrigens an schattigen Orten auch ohne Filtereinsatz die Möglichkeit, Wasser mit dem beliebten Wischeffekt zu versehen: Hier reicht es oft schon aus, die Kamera auf ein Stativ zu setzen, die Sensorempfindlichkeit auf die kleinstmögliche Stufe einzustellen und eine kleine Blendenöffnung zu wählen um den Wischeffekt zu erzielen. Ist der Wischeffekt noch immer zu gering, kann man das Bild bei ausgeglichenen Belichtungssituationen zusätzlich ein bis zwei Blendenstufen überbelichten um die Belichtungszeit weiter zu erhöhen. Die Überbelichtung lässt sich, sofern die Kontraste nicht zu hoch waren, später in einem Bildbearbeitungsprogramm wieder rückgängig machen.

Die Areuse fliesst über viele Kaskaten ins Tal.
Bewegtes Wasser ohne Graufilter – Die Fliessbewegung des Wassers wurde hier mit kleiner Blende und einer ISO 50 Einstellung eingefangen.

Waldpflanzen

Beim Fotografieren von Waldpflanzen bevorzuge ich den Einsatz lichtstarker Objektive und setze diese auch häufig bei maximaler Blendenöffnung ein. Das Laub der Bäume dient mir als Hintergrund der bei grossen Blendenöffnungen einen impressionistischen Bildeindruck hervorzaubern kann. Dabei bevorzuge ich Objektive mit kreisrunder Blendenöffnung die runde Zerstreuungskreise bewirken.

Mit dem Canon 85mm 1.2 II Objektiv lassen sich impressionistische Unschärfebereiche erzeugen.
Impressionistisch mit Offenblende – Mit dem Canon 85mm 1.2 II Objektiv lassen sich bei Offenblende impressionistisch anmutende Bilder gestalten. Die Unschärfekreise lassen im Schatten des Waldes besonders viel Raum zur Gestaltung.
Typische Waldpflanze: der Rote Fingerhut.

Auch beim Roten Fingerhut hat das Canon 85mm f1.2 II Objektiv bei Offenblende beste Dienste geleistet, Einige Spitzlichter im Hintergrund, (Blätter und ein Baumstamm der von der Sonne beleuchtet wird), sorgen im unscharfen Hintergrund für Lebendigkeit und treten so in einen Dialog mit der dominanten Farbe des Fingerhuts.

Fauna

Das Dickicht des Waldes bietet einer Vielzahl heimischer Tierarten Schutz. Ob Käfer, Waldtagfalter, Reh, Gams oder Maus: Hier gibt es immer etwas zu entdecken. Ein Teleobjektiv mit Bildstabilisator ist für Tieraufnahmen im Wald immer sehr Hilfreich. Für diese Motive sind grosse Kamerasensoren definitiv im Vorteil. Sie verhindern allzu grosse Qualitätsverluste, die durch die hohen Empfindlichkeitseinstellungen des Kamerasensors bei wenig Licht, unweigerlich zu Tage treten. Wer nur Insekten fotografieren möchte, kommt ab und zu auch mit dem Makroobjektiv ans Ziel.

Der Hirschkäfer ist durch einen dicken Panzer vor Angriffen geschützt.
Der prächtige Hirschkäfer ist mir eingangs der Areuse Schlucht begegnet.
Mit seiner roten Farbe ist der Feuerkäfer unübersehbar
Viel häufiger als der Hirschkäfer anzutreffen aber nicht weniger attraktiv: Der Scharlachrote Feuerkäfer.
Feuersalamander in der Schweiz.
Ein weiterer Bewohner schattiger Orte: Der Feuersalamander, Tessin.


Teilen: ippet here. -->

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Nach oben scrollen