Die Lofoten im Herbst

Die Lofoten: Ob dramatische, steil aus dem Meer ragende Felsen - oder karibisch anmutende Strände - die norwegische Inselgruppe ist an Schönheit kaum zu überbieten.

Lofoten im Herbst – Norwegens Perlenkette im Farbrausch

Die norwegische Region Lofoten, auf Deutsch übersetzt „Luchsfuss“, gehört mit ihren etwa 80 Inseln zu den landschaftlich reizvollsten Gebieten des hohen Nordens Europas. Nicht umsonst pilgern  im Sommer Heerscharen von Touristen und Fotografen auf die Inseln.

Obwohl wir von einem Norweger offiziell für verrückt erklärt worden sind, haben wir uns aufgrund unserer Beratungsresistenz nicht für eine Reise im Sommer, sondern für eine Herbstreise entschieden. „ Ihr werdet ertrinken“ hiess es. Und tatsächlich – mit durchschnittlich 104mm Niederschlag – ist der Monat September der zweitfeuchteste im Jahresdurchschnitt. Durchschnittlich 18.3 bedeckte Tage, 9.3 teilweise bewölkte Tage und 2.4 sonnige Tage, sprechen ebenfalls eine deutliche Sprache.

Wir hatten Wetterglück, soviel sei im Voraus gesagt: Die Region Lofoten stand während unserer Reise entgegen dem Rest Skandinaviens unter einem Dauerhoch.

Farbenfroh und freundlich; prächtige Herbsttage auf den Lofoten
Kaiserwetter auf den herbstlichen Lofoten

Farbenfroh und freundlich; prächtige Herbsttage auf den Lofoten.

Lofoten – Anreise durch die Tundra Lapplands

Weil wir uns Lapplands Tundra im Herbstkleid nicht entgehen lassen wollen, entscheiden wir uns, die Reise im finnischen Rovaniemi zu starten. Um ortsunabhängig zu bleiben, mieten wir dort einen Camper und fahren bis Muonio, wo wir eine erste Pause einlegen. Von dort aus geht es am nächsten Tag weiter zum nordwestlichsten Zipfel Finnlands, nach Kilpisjärvi. Die Fahrt geht stundenlang durch unbewohnte Tundra, die erst von Mischbaumbeständen, später nur noch von Zwergbirken und Heide geprägt ist. Die dominierenden Farben sind Orange, Gelb und Rot – soweit das Auge reicht.

Die Finnische Tundra entfacht im Herbst ihr Feuer.
Lappland im Herbst

Die Finnische Tundra entfacht im Herbst ihr Feuer.

Da in Kilpisjärvi Nieselregen einsetzt,  entscheiden wir uns dazu, bis zum norwegischen Lyngenfjord weiterzufahren wo wir auf einem Parkplatz bei Oteren übernachten. Nach der Dämmerung flackern für kurze Zeit schwache Polarlichter über den Himmel, die alsbald vom aufsteigenden Nebel verdeckt werden.

Am Folgetag geht es bei strahlendem Sonnenschein auf der E6 weiter. Erst entlang des Fjords Nordkjosen, später durchs Landesinnere, bis wir bei Bjerkvik auf die E10 stossen, der Hauptverkehrsader der Lofoten-Inseln. Über die Tjeldsundbrücke erreichen wir schliesslich die erste Insel der Lofoten – Hinnøya.

Auf dem Weg zu den Lofoten-Inseln
Norwegen

Auf dem Weg zu den Lofoten-Inseln

Lofoten im „Indian Summer„

Die Region Lofoten ist bekannt für unbeständiges Wetter und im September können auch bereits die ersten Herbststürme über die Inselgruppe jagen. Die Nervosität die mich vor der Abreise nach ein paar Dauerregentagen in der Schweiz beschlichen hat, erweist sich jedoch auf der Inselgruppe als unbegründet.

Die Lofoten präsentieren sich unter strahlendem Sonnenschein im leuchtenden Herbstgewand. Die orangebraun gefärbte Hochmoorvegetation und rote Heide reichen gelben Birkenwäldern die Hand, welche in Seen und Fjorden ihr Spiegelbild wiedergeben. Die Landschaft scheint in ihrem Farbenrausch und der Hochwetterlage den Kanadischen Indian Summer imitieren zu wollen.

Grandiose Landschaften im Polarlicht – die Lofoten rauben uns den Schlaf

Während wir tagsüber Moore durchstreifen, Berge erklimmen und malerische Strände besuchen, ereignet sich nachts auf den Lofoten ein Schauspiel ganz anderer Natur, das uns keinen Schlaf lässt. Begünstigt durch das Wetter und  die ideale Lage der Inseln, rund um den 68. Breitengrad, geistern sie jede Nacht über den Himmel: Die Polarlichter. Mal sind sie als ruhige, schimmernde Lichtbögen zu sehen, mal als tanzende Strahlenbündel welche den ganzen Himmel überziehen.

Manchmal jagen die Polarlichter auf den Lofoten wie tanzende Dervische über uns hinweg.
Polarlichter über den Lofoten

Manchmal jagen die Polarlichter auf den Lofoten wie tanzende Dervische über uns hinweg.

Kein Polarlicht ist wie das andere. Der Ablauf von Polarlichtnächten ist oft unvorhersehbar und genau dann wenn man das Gefühl hat, dass sich die Lichter wohl nicht mehr zeigen, beginnt es am Himmel plötzlich zu tanzen.

So komme ich während unseres Lofoten-Aufenthalts zu keinem ruhigen Schlaf: Ich bin süchtig nach diesem Naturschauspiel und überprüfe mindestens stündlich, ob sich am Nachthimmel etwas anbahnt. In klaren Nächten habe ich einen leichten Schlaf, so dass ich nach zwei Stunden jeweils aufwache, warme Kleidung anziehe und unter die Sterne stehe.

Manchmal steht das Polarlicht auch nur als ruhiger, leuchtender Bogen am Himmel. Aber auch diese Form der Aurora beschert uns magische Momente.
Ruhiger Polarlicht-Bogen

Manchmal steht das Polarlicht auch nur als ruhiger, leuchtender Bogen am Himmel. Aber auch diese Form der Aurora beschert uns magische Momente.

Meine Rastlosigkeit beschert uns schliesslich viele unvergessliche Momente. Zwar ist das Magnetometer von Kiruna, sofern man über eine Verbindung zum Internet verfügt, ein sehr zuverlässiger Indikator – kurzlebige Anomalien des Magnetfeldes jedoch, bekommt man häufig nur unter freiem Himmel mit.

Die Lofoten Inseln Austvågøya und Gimsøya

Unsere erste Nacht auf den Lofoten verbringen wir auf einem kleinen Campingplatz auf der Insel Austvågøya. Der Hammerstad Sjohus Camping liegt in einer reizvollen, von Bergen umringten Bucht. Schon im Zwielicht der Dämmerung erscheinen lebendige Polarlichter am Himmel, die sich etwas später wieder beruhigen. Von da weg, steht die Aurora als ruhiger Bogen über unseren Köpfen. Erst um Mitternacht kommt noch einmal etwas Bewegung in die Nordlichter. Um ein Uhr verebbt die Leuchtkraft der Lichter zwar, dafür aber flackern sie jetzt mit chaotischen, kurzen Impulsen durch die Nacht.

Aurora auf unserem Campingplatz. In der Dämmerung können die Farben der Nordlichter besonders gut wahrgenommen werden.
Aurora in der späten Dämmerung

Aurora auf unserem Campingplatz. In der Dämmerung können die Farben der Nordlichter besonders gut wahrgenommen werden.

Bereits in der ersten Nacht auf den Lofoten, zieht uns das Nordlicht in seinen Bann.
Hammerstad Sjohus Camping

Bereits in der ersten Nacht auf den Lofoten, zieht uns das Nordlicht in seinen Bann.

Am nächsten Morgen wandern wir auf den Aussichtsberg Glomptinden. Diese leichte Wanderung bietet einen herrlichen Rundblick auf die zahllosen Schären vor der Küste. Leider sind wir viel zu spät unterwegs, so dass wir erst im blassen Mittagslicht oben ankommen. Keine Tageszeit für Fotografen. Aufgrund der anstrengenden Nächte in denen wir das Polarlicht bestaunen, passiert uns das auf den Lofoten des Öftern…

Weiter nach Gimsøya und Ramberg

Danach fahren wir auf die kleine Insel Gimsøya weiter. Hier ist die Landschaft sanfter als andernorts auf den Lofoten: Die Berge schiessen weniger steil in die Höhe und alles wirkt etwas lieblicher. Mancherorts hat man beinahe den Eindruck, sich im zentralen Lappland zu befinden. Auch das Licht ist bereits am frühen Nachmittag wieder weicher und die Luft ist klar, so dass die herbstlichen Farben der Hochmoore zu leuchten beginnen. Bei rund 20°C geniessen wir unser Picknick in der ruhigen Landschaft.

Angenehm warmes Wetter auf der Insel Gimsøya.
Gimsøya

Angenehm warmes Wetter auf der Insel Gimsøya.

Anschliessend führt uns die Suche nach einem geeigneten Campingplatz durch Vestvågøya hindurch bis zur Insel Flakstadøy, wo wir uns schliesslich mangels anderer Möglichkeiten (September), für den Campingplatz von Ramberg entscheiden. Wie wir bald merken, ist seine Lage besser als sie uns auf den ersten Blick erschien: Der Platz befindet sich zwar mitten im Strassendorf, dafür bietet er aber auch direkten Zugang zum grossen Sandstrand von Ramberg.

Moskenesøy – Wanderung zum Doppelstrand von Kvalvika und überraschend starke Polarlichter in Ramberg

Rundwanderung: Marka – Kvalvika – Skoren – Torsfjorden – Marka (Rother Wanderführer, Wanderung Nr. 7)

Am nächsten Tag fahren wir nach Marka, von wo aus ein Pfad zu den Stränden von Kvalvika führt. Der untere Teil des Weges ist mühsam, und wir müssen uns die Route über den schlammigen Untergrund mithilfe von Umwegen bahnen. Später wird der Pfad trockener. Er führt uns an zwei Seen vorbei auf eine Passhöhe, von wo sich ein malerischer Ausblick auf den ersten Strand und den dreieckigen Tafelberg Ryten öffnet.

Sicht auf den Strand von Kvalvika.
Kvalvika

Sicht auf den Strand von Kvalvika

Von hier aus geht es steil den Grashang hinunter – und am Schluss über Dünen zum Strand. Hier verweilen wir eine halbe Stunde und warten, bis die Sonne zwischen Wolken und Gipfeln hervorscheint und eine tiefgrüne Farbe in das Meer zaubert.

Über einen rutschigen, mit Ketten und Seilen gesicherten Pfad, traversieren wir  das Felsband der Kuhella, über das wir den zweiten Strand erreichen. Hier ist Konzentration gefordert, denn ein Fehltritt könnte unangenehme Folgen haben.

Nach etwas Wartezeit bricht die Sonne durch die Wolken.
Grünes Meer bei Kvalvika

Nach etwas Wartezeit bricht die Sonne durch die Wolken.

Wir durchqueren den langen Sandstrand und erreichen anschliessend einen Pfad, der zwischen den Bergen Måltinden und Torsfjordtinden auf eine Passhöhe, den Skoren, ansteigt. Der nun sehr gut ausgebaute Weg –  die feuchten Stellen sind hier mit Holzstegen versehen – führt zum Parkplatz herunter, der sich am Torsfjorden, zwischen Fredvang und Marka befindet. Von da aus folgen wir die nächsten vier Kilometer der zum Glück wenig befahrenen Strasse, bis zu unserem Ausgangsort Marka zurück.

Moskenesøy, auf dem Rückweg zum Parkplatz bei Marka.
Moskenesøy, Norwegen

Moskenesøy, auf dem Rückweg zum Parkplatz bei Marka.

Flakstadøy – Schlaflose Nacht auf dem Campingplatz von Ramberg

Abends kehren wir wieder auf den Campingplatz von Ramberg zurück. Obwohl nichts darauf hindeutet, huschen bereits in der Dämmerung ein paar schnelle Nordlichter über den Himmel. Ich mag diese Auroras im Zwielicht der Dämmerung besonders: Wenn noch etwas Restlicht vorhanden ist, kann das menschliche Auge die Farben der Polarlichter viel besser adaptieren, als in der absoluten Dunkelheit.

Bereits in der Dämmerung huschen erste Auroras über den Himmel.
Twilight-Aurora

Bereits in der Dämmerung huschen erste Auroras über den Himmel.

An diesem Tag flauen die Lichter nach diesem kurzen Aufleben jedoch schnell wieder ab. Bis kurz vor Mitternacht,  ist nur ein ruhiges Glimmen wahrnehmbar. Auch der Kp-Index liegt auf 0, so dass eigentlich nichts Spektakuläres mehr zu erwarten ist. Trotzdem habe ich kurz vor 23 Uhr den Eindruck, dass sich das Glimmen etwas verstärkt. So packe ich Kamera und Stativ zusammen und begebe mich an den Strand um ein paar Bilder zu machen. Auch ruhiges Polarlicht kann auf Landschaftsbildern reizvolle Akzente setzen.

Ruhiges Nordlicht hat durchaus seinen Reiz. Grünes Leuchten am Strand von Ramberg.
Ruhe vor dem Sturm

Ruhiges Nordlicht hat durchaus seinen Reiz. Grünes Leuchten am Strand von Ramberg.

Nach einigen Bildern am Strand, beginnen die Lichtbögen über mir jedoch unverhofft stärker zu leuchten. Meine Frau Anna kommt jetzt auch zu mir an den Strand. Ihr ist das Leuchten auch nicht entgangen.

So erleben wir gemeinsam, wie ein Bogen der sich genau über unseren Köpfen befindet, immer intensiver zu strahlen beginnt. Kurze Zeit später beginnt er wie eine Flamme zu lodern. In irrwitzigem Tempo befreien sich Koronen aus der Flamme die wild über uns hinweg tanzen. Es gibt keine Chance, das Spektakel vernünftig zu fotografieren. Um die strahlenden Koronas einzufrieren, hätte ich Belichtungszeiten von 1/100 Sek benötigt.

Unberechenbares Polarlicht: Eine Flamme aus der unzählige Koronen hervorgehen lodert plötzlich am Himmel!
Polarlicht-Flamme

Unberechenbares Polarlicht: Eine Flamme aus der unzählige Koronen hervorgehen lodert plötzlich am Himmel!

Schliesslich bleibe ich bis fast 3 Uhr morgens am Strand. Immer wieder entfacht sich das grüne Feuer am Himmel von neuem. Auf kurze, ruhigere Phasen, folgen erneut stärkere und lebendige, mehrfach auch mit Koronen. Dabei bleibt die Lufttemperatur mit ca. 13°C angenehm warm und es ist beinahe windstill!

Die Polarlichter tanzen in Ramberg bis in die frühen Morgenstunden hinein.
Polarlicht-Korona, Ramberg – Lofoten

Die Polarlichter tanzen in Ramberg bis in die frühen Morgenstunden hinein.

Reine ist wohl einer der schönsten Orte Norwegens

DIE LOFOTEN TEIL 2

Im zweiten Teil meines Lofoten Berichts geht es nach Reine, in die Postkartenregion der Lofoten. Wir besteigen den Reinebringen und wandern zur Munkebu-Hütte. Am Strand von Utakleiv erleben wir einen herrlichen Sonnenuntergang und sehen nach langem Warten doch noch Polarlichter.

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