Polarlichter in Norwegen und Schweden

Die Polarlichter - hier in Schweden - sind ein unvergessliches Erlebnis

Polarlichter – wenn die Nacht zum Tag wird

Wer einmal eine Nacht in Skandinavien erlebt hat, in der die Polarlichter den ganzen Himmel verzaubern, wird diese Eindrücke nie vergessen! Während der letzten Nächte unserer Lofoten Reise im September 2017, ziehen uns die Polarlichter noch einmal so richtig in ihren Bann. Erst in Norwegen, dann in der schwedischen Provinz Norrbottens län, nahe des Abisko Nationalparks.

Nach unserer Nacht am Strand von Utakleiv müssen wir unsere Rückreise nach Finnland antreten. Wir gehen die Sache gemütlich an, schliesslich bleiben uns noch zwei Nächte auf den Lofoten. Die Suche nach einer geeigneten Übernachtungsgelegenheit führt uns schliesslich nach  Ørsvågvær,  auf die Insel Austvågøya zurück. Der Campingplatz liegt in einer windgeschützten Bucht, das Wasser ist spiegelglatt und ich male mir aus, dass ich hier wunderbare Nordlichtbilder fotografieren könnte.

In der Nacht ist der Himmel sternenklar und absolut wolkenlos. Eigentlich ideale Verhältnisse, nur die Polarlichter spielen nicht mit. Erst um zwei Uhr morgens zeigen sie sich scheu und zaghaft, aber ganz und gar ruhig.

Ich sehe ein, dass heute nichts zu machen ist und vertröste mich auf die nächste Nacht. Gemäss den Prognosen der NASA, müssten im Verlauf der nächsten zwei Tage schnelle Sonnenwinde auf das Magnetfeld der Erde treffen, die aus einem grossen koronalen Loch fliessen. Die Voraussetzungen sind Ideal, so dass ich hoffnungsvoll der Nacht entgegenblicke. Mittlerweile weiss ich aus Erfahrung, dass mir hier, rund um den 68ten Breitengrad, bei diesen Bedingungen allenfalls das Wetter noch einen Strich durch die Rechnung machen könnte.

Wir beschliessen auf dem schönen Campingplatz von Ørsvågvær zu verweilen und tagsüber die beiden Orte Henningsvaer und Svolvaer zu besuchen. Zudem vertreten wir uns auf ein paar Spaziergängen in der prächtigen Herbstlandschaft von Austvågøya die Beine.

Polarlichter können zauberhaft sein! Wenn man glück hat ziehen sie einem nächtelang in ihren Bann.
Polarlichter in Schweden: Zauberhafte Polarlichter ziehen uns nächtelang in ihren Bann.

Austvågøya – das Polarlicht malt gespenstische Figuren in den Himmel…

In der zweiten Nacht in Ørsvågvær warten wir lange vergeblich auf Polarlichter. Immer wieder werfe ich auch einen Blick auf die NASA Daten. Die Protonendichte hat sich bereits um ein vielfaches erhöht, aber es bleibt ruhig am Himmel, so dass ich mir einen kurzen Schlaf gönne. Mein Schlafrhythmus ist nach fast zwei Wochen Norwegen bereits so programmiert, dass ich alle ein bis zwei Stunden automatisch aufwache und einen Blick nach draussen werfe.

Nordlichter regen die Phantasien der staunenden Beobachter an: Dieses Polarlicht-Gebilde erinnert mich an eine Riesenkrake...
Polarlicht – Oktopus: Auf den Lofoten staunen wir über die Formenvielfalt des Polarlichts. Dieses erinnert uns an eine Riesenkrake…

Um vier Uhr morgens ist es dann so weit: Der Tanz beginnt! Dieses Mal unterscheiden sich die Polarlichter von denen die wir bisher beobachtet haben. Sie bewegen sich langsamer als sonst. Zu Beginn sind sie relativ schwach und breiten sich langsam über den ganzen sichtbaren Himmel aus. Schliesslich steht eine Korona über unseren Köpfen, welche den ganzen sichtbaren Nachthimmel überzieht und immer intensiver zu leuchten beginnt. Zwischenzeitlich schlängeln sich breite Bänder aus ihr heraus, die alle möglichen Formen annehmen. Ich sehe etwa eine riesige Krake oder ein Monster, das seinen Schlund öffnet.

Auch Gespenster und Monster können wir entdecken...
und kurze Zeit später verwandelt es sich in ein Gespenst,

Das Schauspiel verliert kurz vor der Dämmerung an Leuchtkraft. Die Lichter pulsieren jetzt mit hoher Geschwindigkeit: In kurzen Impulsen schwelen die Lichter an um wenig später wieder zu verschwinden.

Langsam tritt die Morgendämmerung ein, aber noch immer flackern pulsierende Auroras am Himmel.
Pulsierende Polarlichter: in der Morgendämmerung flackern noch immer pulsierende Auroras am Himmel.

Abschied von den Lofoten

Nach ein paar Stunden Schlaf ist für uns die Zeit gekommen, die Rückreise Richtung Rovaniemi anzutreten. Wehmütig fahren wir zur Insel Hinnøya. Das Wetter ist noch immer goldig und es sind nirgendwo Wolken auszumachen. Unsere Lust das Naturparadies zu verlassen ist gelinde gesagt mässig – und trotzdem erreichen wir schon nach kurzer Zeit die Tjeldsundbrücke – wo wir uns von den Lofoten verabschieden.

Von der Brücke aus erspähe ich einen Seeadler der seine Kreise zieht und so unterbrechen wir unsere Fahrt und steigen in den Fjord herunter. Wir warten eine Weile und beobachten drei Seeadlerpaare bei der Jagd. Für kurze Zeit taucht der Kopf einer kleinen Robbe aus dem Wasser auf und zwei grosse Augen inspizieren uns neugierig.

Leider haben wir wenig Zeit, den jagenden Seeadlern zuzuschauen.
Seeadler

Leider haben wir nicht allzu viel Zeit und so brechen wir alsbald wieder Richtung Schweden auf. Wir wollen uns ein hübsches Nachtquartier suchen, wenn möglich an einem See, denn die Vorzeichen stehen gut: Der Kp-Index ist bereits auf Sturmniveau. Die Nacht wird uns ein fantastisches Polarlichtschauspiel eröffnen! Hoffentlich kommt kein Wind auf, denn ich möchte die Nordlichter mit ihrem Spiegelbild im See fotografieren.

Von Nordland nach Schweden

Rund um die Norwegisch-Schwedische Landesgrenze erwartet uns eine romantische Berglandschaft. Wir geniessen die Kulisse und merken uns Parkplätze in Seenähe, die uns nachts als Rastplatz dienen könnten. Bereits am frühen Abend verzaubern uns glühende Farben: Diesmal nicht Polarlichter, sondern die warmen, leuchtenden Herbstfarben.

Von hier aus fahren wir ins schwedische Björkliden herunter. Eigentlich wollten wir hier noch den Campingplatz begutachten. Über dem See haben sich jedoch bereits Nebelbänke installiert und so werfen wir diese Idee sofort über Bord. Da wir keine Lust verspüren selber zu kochen, irren wir auf der Suche nach Restaurants noch eine Weile in der Gegend herum und fahren bis Abisko. Vergeblich: Die spärlichen Kneipen sind entweder geschlossen, oder machen einen derart abschreckend abweisenden Eindruck auf uns, dass wir trotz Hunger freiwillig verzichten. Stattdessen kaufen wir im Supermarkt Spaghetti und etwas geräucherten Saibling ein und fahren wieder Richtung Norwegen zurück.

Es ist eine Wohltat, den schäbigen und heruntergekommenen Ortschaften Abisko und Björkliden den Rücken zuzudrehen und wieder aus dem Nebel hinaus, in die sonnige Gebirgslandschaft hinaufzufahren. Bald lassen wir uns auf einem Parkplatz nieder, der einen guten Zugang zum Vassijaure See bietet und kochen Pasta mit Saiblingsauce.

Herbstlandschaft am Vassijaure See
Am Vaussijaure See geniessen wir die goldene Herbststimmung

Nach dem Essen steige ich zum See hinunter. Ich will das Licht der Dämmerung dazu nutzen, um mir das Gelände etwas einzuprägen und um ein paar geeignete Stellen zum Fotografieren zu finden. Es ist hilfreich, wenn man in der Finsternis nicht in jede beliebige Stolperfalle tappt…

Nachdem sich die Dunkelheit über den See gesenkt hat, sind auch die ersten Nordlichtbänder auszumachen. Sie sind noch etwas spärlich – wie wir finden – und so entscheiden wir, noch einmal zu unserem Camper hochzusteigen um uns mit einer Tasse Kaffee aufzuwärmen.

Der Tanz der Aurora borealis beginnt!

Dieser Entscheid stellt sich allerdings bald als Fehler heraus: Denn kaum haben wir das Kaffeewasser aufgebrüht, geht es draussen richtig los. Wir stürzen uns in unsere Klamotten und eilen wieder nach draussen. Das Bild das sich uns bietet, ist überwältigend: eine riesige, spiralförmige Korona steht vor uns am Himmel.

Diese Art von Aurora borealis ist uns bekannt: Bereits im März 2016 haben wir das Polarlicht in dieser Erscheinungsform in einer Nacht zweimal erlebt. Diese nervös wandernden, hell leuchtenden Lichter, die in einem fast statisch scheinenden Gefüge gefangen zu sein scheinen…

Ich weiss, dass diese wogende, scheinbare Ruhe von kurzer Dauer sein wird: gleich wird das Gefüge auseinanderbrechen und sich wild mäandernd über den ganzen Himmel ausbreiten!  Zum Fotografieren wäre jetzt eigentlich meine volle Konzentration gefordert, denn wenn ich Polarlichter dieser Art festhalten will, kann ich mir keinerlei Fehler erlauben.

Zwei Störenfriede und ein Unfall…

Dummerweise fährt ausgerechnet jetzt ein asiatisches Paar auf unseren Parkplatz. Das Letzte was ich in diesem Augenblick gebrauchen kann. Natürlich steigen sie sofort aus und machen unter Zuhilfenahme von Taschenlampen und Blitz, ihre Faxen vor meinem aufgestellten Stativ… Ich koche innerlich vor Wut, denn so wird nichts aus den Bildern.

Ich überlege angestrengt, was sich aus dieser Situation machen lässt: Flucht zum See hinunter – erfordert in der Dunkelheit zu viel Zeit für diese einmalige Gelegenheit. Auf der Strasse fotografieren – lässt sich ohne die Asiaten im Vordergrund kaum bewerkstelligen. So versuche ich das Stativ am anderen Strassenrand aufzubauen und mich irgendwie so zu positionieren, dass mir die schreienden Asiaten nicht in die Quere kommen…

Dann passierts: In der Eile habe ich das Stativ nicht genügend stabil ausgerichtet und es fällt – im Zeitlupentempo wie mir scheint – mitsamt der montierten Kamera das Strassenbord hinunter – mit der ungeschützten Frontlinse voraus. Der Aufprall ist heftig, denn die Kamera ist etwa auf einer Höhe von 1m 60cm auf dem Stativ festgemacht und der Neigungswinkel zum Bord beträgt etwa 150°!

Glücklicherweise habe ich die Objektivblende aufgeschraubt, so dass es nicht zum Bruch der Frontlinse kommt. Nach einem kurzen Funktionstest scheint noch alles intakt zu sein, aber der Schock sitzt mir noch in den Knochen.

Herrliche Polarlichter am See

Nichts ist reizvoller, als helle Polarlichter an einem ruhigen See zu fotografieren.
Polarlichter am See: Nichts ist reizvoller, als helle Polarlichter an einem ruhigen See zu fotografieren

Da sich die Aurora jetzt in Höchstgeschwindigkeit in alle Richtungen ausbreitet und die Chinesen noch immer auf dem Parkplatz herumturnen, eilen wir zum See hinunter. Zum Glück heften sie sich nicht, wie anfänglich befürchtet, an unsere Fersen…

Auf dem Weg zum See versuche ich noch ein paar Bilder herrlicher Überkopf-Koronen zu machen, bis ich feststelle, dass der Fokuspunkt meines Objektivs verschoben ist. Schade um die verpassten Gelegenheiten… Das wäre mit einem reinen Manual Focus Objektiv nicht so schnell passiert.

Am See angekommen, nimmt das spektakuläre Schauspiel weiter seinen Lauf. Flimmerndes und sehr schnell bewegtes Polarlicht zieht über uns hinweg. Weil sich die Polarlichter so schnell bewegen, muss ich alle Aufnahmen bei ISO 3200 machen. Mit meinem 16-35mm f2.8 Objektiv benötige ich Belichtungszeiten von rund 3 Sekunden. Das ist mehr oder weniger die Obergrenze, um die Aurora borealis so zu fotografieren, dass die Strukturen nicht vollständig verschwimmen.

Die Spiegelungen des Polarlichts im See, verleihen den Bildern mehr Tiefe.
Polarlicht spiegelt sich im Wasser

Für einige Bilder nehme ich dann auch noch mein 35mm Objektiv zur Hand, welches eine Anfangsöffnung von f1.4 hat. Damit sind bei ISO 3200 immerhin Belichtungszeiten von einer Sekunde realisierbar. Leider ist mir der Winkel für solch ausgedehnte Polarlichter etwas zu eng.

Jetzt können wir das Schauspiel ungestört geniessen. Manchmal konzentriere ich mich eher auf das Fotografieren – und manchmal mehr aufs Staunen. Klar, für mich als Naturfotograf ist es schwierig von der Kamera abzulassen. Trotzdem zwinge ich mich bewusst dazu, die Kamera zwischendurch links liegen zu lassen und nur die Eindrücke auf mich einwirken zu lassen. Wer weiss, ob wir das Naturschauspiel je wieder in dieser Intensität sehen werden…

Die schnell flirrenden Nordlicht Bänder erfordern sehr kurze Verschlusszeiten.
Flirrende Aurora Vorhänge: Schnelle Polarlichter können mit der Kamera nur mit sehr kurzen Verschlusszeiten festgehalten werden.

Wir klappern die geeigneten Hotspots ab, die ich mir während der Dämmerung gemerkt habe. Leider steigt jetzt zunehmend Nebel auf und ich muss mich beeilen, noch ein paar gute Bilder zu machen, bevor er die ganze Landschaft erobert. Schade! Als es nicht mehr geht, steigen wir wieder zum Camper hoch und fahren weiter Richtung Norwegen zurück, um dem Nebel zu entfliehen.

Weil langsam der Nebel aufsteigt, müssen wir den Vassijaure See leider verlassen.
Nordlicht am Vassijaure See

Flucht vor dem Nebel – und eine eindrückliche Fahrt durch eine Nacht voller Polarlichter

Die Fahrt durch die Nacht ist magisch! Sie vermittelt uns einen noch plastischeren Eindruck des Geschehens. Überall stehen wirbelnde Koronen, wehende Vorhänge und wogende Bänder am Himmel! Wir erhalten einen ganz neuen Eindruck über die Ausdehnung der Aurora borealis. Natürlich wissen wir, dass das Polarlicht jetzt über ein riesiges Areal der Nordhalbkugel zu sehen ist. Schliesslich ist das Polarlichtoval in dieser Nacht so stark gestaucht, dass die Lichter bis nach Norddeutschland zu sehen sind. (Eine nachträgliche Recherche ergab, dass sie in dieser Nacht sogar bis zum 47° fotografisch registriert wurden.) Trotzdem, die nächtliche Fahrt vermittelt einen anderen Eindruck der Nordlichter, als man ihn von einer stationären Warte aus hat. Dreidimensionaler, um es so auszudrücken.

An einem kleinen See halten wir wieder still. Fürs Erste sind wir dem Nebel entronnen und so eilen wir freudig nach draussen. Und schon stehen wir wieder im Zenit wirbelnder Polarlichter! Ein Höhepunkt jagt den nächsten. Schwer zu beschreiben, wie sich das anfühlt. Manchmal wissen wir gar nicht, wohin wir jetzt schauen sollen.

Der Nebel hat uns nach Norwegen zurückgedrängt. Kaum steigen wir aus dem Camper, machen uns die wirbelnden Polarlichter wieder schwindlig...
Polarlichter Norwegen

Der Nebel hat uns nach Norwegen zurückgedrängt. Kaum steigen wir aus dem Camper, machen uns die wirbelnden Polarlichter wieder schwindlig…

Tanz über unseren Köpfen...
Wirbelnde Nordlichter über unseren Köpfen
Die Polarlichter sind wieder am tanzen...
…verformen sich mit unbeschreiblicher Geschwindigkeit.

Leider kommt nun ein steifer Wind auf. Die Temperaturen liegen jetzt unter dem Gefrierpunkt, so dass wir genötigt sind, ein paar zusätzliche Kleiderschichten anzuziehen. Auch steigen erneut Nebelschwaden hoch und die Wasseroberfläche des Sees  ist aufgrund des starken Windes nicht mehr so fotogen wie auf unserem ersten Beobachtungsposten. Trotzdem gelingt es mir noch, ein paar eindrückliche Bilder des Polarlicht Sturms zu machen.

Zunehmend kommen jetzt auch rote Polarlichter ins Spiel...
Schliesslich kommen auch rote Farben ins Spiel
Nur selten gelingt es mir, ins Auge der Polarlicht Korona zu fotografieren.
Der absolute Höhepunkt bilden die Koronas über unseren Köpfen. Ins Auge des Sturms zu fotografieren ist eine besondere Herausforderung.
Die zitternden Polarlichter bringen uns zum staunen.
Schnell flattert die Korona wieder davon…

Nach einer Weile hat sich der Nebel auch hier den Nachthimmel erobert. Wir fahren noch ein Stück weiter hinauf, allerdings ist uns bereits jetzt klar, dass das unser letzter Zufluchtsort sein wird und dass wir keine Chance haben dem Nebel zu entrinnen. Eine Weile lang sieht man die flimmernden Polarlichter noch, dann sind es nur noch einige wenige Stellen die einen Blick auf das Geschehen zulassen.

Das waren die letzten Polarlichter unseres Skandinavien Aufenthalts. Während der Rückreise über Kiruna nach Rovaniemi, stand der Himmel unter einer dicken Wolkendecke.

Das könnte Dich auch interessieren:

Kilpisjärvi in Finnisch Lappland liegt auf dem 68.Breitengrad und ist damit einer der besten Ausgangsorte Finnlands um das Nordlicht zu sehen.

Polarlicht fotografieren

Möchtest Du selber das Polarlicht fotografieren? Hier erfährst du, wie es geht…

Teilen: ippet here. -->

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Nach oben scrollen