Landkärtchen

Das Landkärtchen ist ein Schmetterling der in zwei Generationen fliegt. Das Bild zeigt die Sommergeneration.

Das Landkärtchen (Araschnia levana)

Nicht um ein geografisches Werk geht es in diesem Beitrag und auch nicht um ein topografisches Kärtchen im Taschenformat. Nein, mit dem Landkärtchen, dem Protagonisten dieses Artikels, ist vielmehr der Schmetterling, der diesen sonderbaren Namen trägt, gemeint.

Landkärtchen sind Schmetterlinge aus der Familie der Edelfalter. Diese Art fliegt in zwei Generationen; einer orangefarbenen im Frühjahr und einer schwarzen im Sommer, deren Aussehen so unterschiedlich ist, dass selbst Experten, die beiden Formen lange für eigenständige Arten hielten.

Für mich ist das Landkärtchen eine Herzensangelegenheit; im Frühjahr gehört es zu den ersten Schmetterlingen, die das Herz des Naturfotografen in mir schneller schlagen lassen. Im Sommer wiederum erfreut es, nach oftmals vergeblicher Suche nach anderen Arten, durch seine zuverlässige Präsenz. Denn Landkärtchen sind glücklicherweise, im Gegensatz zu vielen anderen Schmetterlingsarten, in den Wäldern des Tieflands noch immer häufig anzutreffen.

Charakteristisches Bild des Landkärtchens: Die Flügelunterseite weist das typische Landkartenmuster auf, das dem Schmetterling seinen Namen gegeben hat.
Charakteristisches Bild des Landkärtchens: Die Flügelunterseite weist das typische Landkartenmuster auf, das dem Schmetterling seinen Namen gegeben hat.

Systematik:

  • Ordnung: Schmetterlinge (Lepidoptera)
  • Familie: Edelfalter (Nymphalidae)
  • Unterfamilie: Fleckenfalter (Nymphalinae)
  • Tribus: Nymphalini
  • Gattung: Araschnia
  • Art: Landkärtchen (Araschnia levana)

Beschreibung:

Der Saisondimorphismus wird beim Landkärtchen durch die Tageslänge während der Raupenentwicklung gesteuert. Die erste Generation überwintert als Puppe. Aus ihr entwickelt sich im Frühjahr die helle Form des Landkärtchens (Kurztagbedingungen): Araschnia levana f. levana. Die dunkle Sommerform entwickelt sich, wenn die Raupen im Sommer (Mai, Juni) Langtagbedingungen ausgesetzt sind: Araschnia levana f. prorsa.

Landkärtchen der Frühjahrsgeneration

Die Frühjahrsgeneration: Araschnia levana f. levana

Die Frühjahrsgeneration ist etwas kleiner als die Sommergeneration. Die Männchen haben eine Spannweite von bis zu 32mm, die Weibchen erreichen eine Spannweite von bis zu 38mm. Der Körper ist schwarzbraun mit weiss-beigen Streifen und weist in den vorderen zwei Dritteln und am Kopf eine rotbraune Behaarung auf. Die Fühler sind hellgrau-schwarz gestreift und am Ende kolbenförmig verdickt und orangefarben.

Beide Geschlechter haben auf der Flügeloberseite eine orangefarbene Grundfärbung, die mit radial zum Torso angeordneten schwarzen Flecken durchsetzt ist. Vorder- und Hinterflügel sind weiss umrandet, im schwarzen Band der Hinterflügel erscheinen weiss-bläuliche, halbmondförmigen Flecken. In der Postdiskalregion der Vorderflügel befinden sich ebenfalls wenige weisse Flecken.

Die Flügelunterseite ist geprägt durch die gut sichtbare helle Äderung, die das Muster aus roten, schwarzen und orangefarbenen Feldern, gleich einer Landkarte, abgrenzt. Dem Landkartenähnlichen Muster verdankt diese Art ihren Namen.

Landkärtchen der Sommergeneration

Die Sommergeneration: Araschnia levana f. prorsa

Die Sommergeneration wird mit 38mm (Männchen) und 43mm (Weibchen), etwas grösser als die Frühjahrsgeneration. Die Grundfarbe der Flügeloberseite ist hier schwarzbraun und nur das dünne Band der Randmonde, in der Submarginal- und Postdiskalregion, sind orangerot gefärbt. Dafür weist die Diskalregion ein breites, weiss- bis cremefarbenes Fleckenband auf. Darüber hinaus hat der Schmetterling auf den Vorderflügeln weitere ähnlich gefärbte Flecken, die radial zum Torso angeordnet sind. Auch der Flügelrand ist durch ein dünnes, weisses Band geziert.

Betreffend der Flügelunterseite unterscheidet sich die Sommergeneration wenig von der Frühjahrs-Varietät. In der Regel sind die weissen Bänderungen etwas heller und der blauviolette Punkt beim Analwinkel etwas ausgeprägter.

Neben Araschnia levanta f.prorsa und levana kommen in seltenen Fällen übrigens auch Zwischenformen vor.

Lebensweise und Verhalten des Landkärtchens:

Flugzeit und Ernährung:

Die Flugzeit des Landkärtchens ist jeweils von April bis Juni und von Juli bis August. In günstigen Jahren kann sich im September auch noch eine dritte Generation entwickeln. Die Schmetterlinge ernähren sich vom Nektar verschiedener Blüten.

Territorialverhalten:

Die Männchen sind territorial aktiv und besetzen Sitzwarten, die sie nicht nur gegen männliche Artgenossen, sondern auch gegen andere Schmetterlingsarten, aggressiv verteidigen. Nicht selten kann man beobachten, wie ein männliches Landkärtchen einen dreimal grösseren Zitronenfalter vertreibt.

Landkärtchen auf Sitzwarte: Das Landkärtchen verteidigt seine Sitzwarte vehement gegen alle Schmetterlinge, die in sein Revier eindringen.

Paarung und Eiablage:

Nach der Balz und der anschliessenden Paarung legt das Weibchen jeweils 8-10 grüne Eier, in Form einer Säule, auf die Unterseite der Grossen Brennessel (Urtica dioica). Insgesamt werden bis zu 60 Eier gelegt. Damit die Eier nicht vorzeitig vertrocknen, erfolgt die Eiablage an schattigen Stellen, die eine möglichst hohe Luftfeuchtigkeit gewähren sollen.

Larvale Entwicklung bis zur Metamorphose:

Nach rund 10 Tagen schlüpfen die kleinen Raupen. Während ihrer 18-tägigen Entwicklung machen die Larven vier Häutungsstadien durch. Danach suchen die Imagines eine geeignete Stelle zur Verpuppung, wo sie ein Polster aus Spinnfäden befestigen.
Die Sommergeneration schlüpft nach 14-18 Tagen, die Herbstpuppen überwintern und schlüpfen erst im darauffolgenden Frühjahr.

Das Landkärtchen (Sommergeneration) scheint eine Vorliebe für weisse Blüten zu haben.

Verbreitung und Gefährdung:

Das Landkärtchen ist von Spanien über Mittel- und Nordeuropa durch Mittelasien bis nach Korea und Japan verbreitet.
Im Gegensatz zu vielen anderen Schmetterlingsarten, nimmt das Verbreitungsgebiet des Landkärtchens in Mitteleuropa eher zu. Auch sind im gesamten Verbreitungsgebiet genügend Lebensräume vorhanden, so dass der Fortbestand dieser interessanten Art gesichert ist.

Begriffserklärung:

Vorder- und Hinterflügel der Tagfalter werden jeweils in vier Bereiche aufgeteilt. Die Basalregion ist die Flügelregion zwischen dem Körper und der Flügelmitte (Diskalregion) der Flügel. Der Rand der Flügel wird als Submarginalregion bezeichnet. Zwischen ihr und der Diskalregion befindet sich die Postdiskalregion. Zeichnungen und Erklärungen zum Flügelaufbau findest Du auch hier (Wikipedia).

Auch bei den Schmetterlingen gibt es Eisvögel. Der Grosse Eisvogel ist der grösste Schmetterling der drei in Europa heimischen Limenitis Arten.

Eisvögel (Schmetterlinge)

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1 Kommentar zu „Landkärtchen“

  1. Herzliche Gratulation für den grossartigen Beschrieb
    über den Landkärtchenfalter.
    Als Schmetterlings-Motiv-Briefmarkensammler,
    erinnere ich mich an die PTT-Ausgabe-Serie vom 07.03.1995
    „Bedrohte einh. Tierarten“ u.a. mit dem Landkärtchen zu 80Rp.
    Seither interessiert mich dieser lokal-verbreitete inzwischen
    seltene Schmetterling immer noch.
    Schmetterlingsfreund Ernst Annaheim

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