Osterluzeifalter
Zerynthia cassandra / Zerynthia polyxena
Wie der allgegenwärtige Schwalbenschwanz, der Segelfalter oder der Apollo, gehört der Osterluzeifalter zur Familie der Ritterfalter. Anders als diese Arten, ist der Osterluzeifalter in der Schweiz jedoch nicht heimisch; die letzte dokumentierte Sichtung im Tessin erfolgte vor rund 100 Jahren. Es bleibt ungeklärt, ob es sich damals um eine lokale Population handelte, die später ausstarb, oder um Individuen, die aus Italien eingewandert waren.

Ich habe den Osterluzeifalter in Süditalien, genauer in Apulien und in der Basilikata gesehen. Diese Falter werden neuerdings taxonomisch nicht mehr Zerynthia polyxena zugeordnet, sondern als Italienischer Osterluzeifalter (Zerynthia cassandra), im Rang einer Art geführt. Dieser Status ist jedoch unter vielen Entomologen umstritten. Äusserlich kann man die «südliche» und die «nördliche» Form nicht unterscheiden, sondern nur anhand geringfügiger Unterschiede an den Genitalien. Der Barcoding-Unterschied (COI), ein genetischer Marker, beträgt nur 2.4%, was gering ist.

Systematik:
| Klasse: | Insekten (Insecta) |
| Ordnung: | Schmetterlinge (Lepidoptera) |
| Familie: | Ritterfalter (Papilionidea) |
| Gattung: | Zerynthia |
| Art: | Italienischer Osterluzeifalter (Zerynthia cassandra) |
Beschreibung:
Die Flügelspannweite des Osterluzeifalters beträgt 50–60 mm und variiert, je nach Witterungsbedingungen während der Entwicklung und je nach Geschlecht. Weibchen sind tendenziell grösser, blasser und weniger kontrastreich gefärbt als Männchen.
Die gelben Flügel weisen ein komplexes schwarzes Muster auf, das durch einen charakteristisch gewellten, schwarz gezeichneten Flügelrand mit eingeschnürtem gelbem Band hervorgehoben wird. Die Hinterflügel zeigen auf der Innenseite des Wellenmusters blaue und rote Punkte. Auf der Oberseite der Vorderflügel ist gelegentlich ein einzelner roter Punkt sichtbar, während sich auf der Unterseite mehrere rote Punkte finden. Der Körper ist überwiegend schwarz mit ellipsenförmigen, orange-roten Flecken an den hinteren Segmenten.
Junge Raupenstadien sind schwarz gefärbt, während ausgewachsene Raupen (bis 35 mm) eine variabel gelbliche bis schwarzgraue Färbung aufweisen und durch orange, behaarte fleischige Warzen charakterisiert sind. Bei Zerynthia polyxena sind die Spitzen der Warzen schwärzlich gefärbt, was das einzige äusserliche Unterscheidungsmerkmal zwischen Z.cassandra und Z.polyxena ist.

Enge Bindung zur giftigen Osterluzei
Die Entwicklung des Osterluzeifalters ist eng an bestimmte Pflanzenarten der Gattung Osterluzei (Aristolochia) gebunden, von denen sich die Raupen ausschliesslich ernähren. Deren Giftstoffe werden von den Raupen aufgenommen. Die im Körper gebundenen Phytotoxine konnten nicht nur im Raupenstadium, sondern auch im fertigen Falter nachgewiesen werden. Es wird vermutet, dass die von den Pflanzen aufgenommenen Aristolochiasäuren den Tieren einen Schutz vor Prädatoren bieten.

Beim Italienischen Osterluzeifalter dienen je nach Verbreitungsgebiet beispielsweise die Rundknollige Osterluzei (Aristolochia rotunda) oder die Gewöhnliche Osterluzei (Aristolochia clematitis) als Nahrungsquelle. Eine Immunität gegenüber den Giftstoffen besteht jeweils nur gegenüber den lokal vorkommenden Pflanzenarten, während ortsfremde Aristolochia-Arten für die Raupen oftmals tödlich wirken.
Entwicklung des Osterluzeifalters:
Nach der Paarung werden die kugeligen Eier gruppenweise an der Blattunterseite der Osterluzei abgelegt. Die Raupen schlüpfen nach etwa einer Woche und ernähren sich von deren Jungtrieben und Blüten. Sind die Raupen ausgewachsen, fressen sie nur noch an der Blattunterseite.
Die Verpuppung erfolgt an der Pflanze selbst oder in unmittelbarer Nähe. Dort überwintern sie und schlüpfen im nächsten Frühling.

Verbreitung:
Der Italienische Osterluzeifalter (Zerynthia cassandra) kommt gemäss Kurna et al. (2011) in ganz Italien mit Ausnahme der alpennahen Teile im Norden vor. Alle Populationen südlich des Po, werden derzeit Z.cassandra zugeordnet.
Zerynthia polyxena kommt demzufolge nur nördlich des Po vor. Sein Verbreitungsgebiet erstreckt sich im südöstlichen Europa bis zum Ural. Im Nordwesten werden die tieferen Lagen Österreichs, der Norden Italiens, und Südostfrankreich bis zum Rand der Pyrenäen besiedelt.

Naturschutz:
Beide Arten sind Europarechtlich streng geschützt: Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie der EU (FFH), Anhang IV (streng zu schützende Arten von gemeinschaftlichem Interesse). Aufgrund fehlender geeigneter Habitate und mangels Raupenfutterpflanzen sind sie vielerorts selten und vom Aussterben bedroht.





